„Österreichs Jugend lernt ihre Bundeshauptstadt kennen“ Wienwoche der vierten Klassen 23. bis 27. April 2007

Jugendheim Hirschengasse (6. Bezirk Mariahilf)

Teilnehmer:

80 Schüler (40 Jungs + 40 Mädchen)
6 Begleitpersonen:
Frau Allerstorfer und Herr Laher (4a - 27)
Frau Kolenc und Herr Grill (4b - 27)
Frau Lau und Herr Madlmayr (4c - 26)

Kosten: 217,90 Euro

Programm:

Schloss Schönbrunn mit Tiergarten
Museum Moderner Kunst
Flughafen Schwechat mit AUA-Werft
Parlament mit Nationalratsdebatte
Karlskirche
Schloss Belvedere mit Nationalgalerie
Hofjagd- und Rüstkammer
Planetarium
Musical „Rebecca“
Kaisergruft
Schatzkammer
ORF-Zentrum
Technisches Museum
Stephansdom mit Nordturm (Pummerin)
Donauturm
Eissalon Tichy
Ernst-Happel-Stadion
Ferry-Dusika-Radstadion
Michaeler-Gruft
Naschmarkt
Besuch im Wurstlprater

 

Wiener Stadtgeflüster

Der erste Tag:


Am Montag brachten uns zwei Busse der Firma Schörgenhuber in die Bundeshauptstadt. Das Mittagessen nahmen wir schon im Heim Hirschengasse ein, und damit begann die Hektik. Denn kaum hatten wir den vorletzten Bissen hinuntergewürgt, fanden wir uns schon in der U-Bahn wieder. Dass wir nach zweimaligem Umsteigen alle in Schönbrunn ankamen, grenzte an ein kleines Wunder. Es war ja überhaupt nicht selbstverständlich, alle 80 U-Bahn-Neulinge im Gedränge der Mittagsstoßzeit an den richtigen Stationen aus der Underground herauszubekommen.

Gleich bei unserer ersten Führung im Schloss Schönbrunn merkten wir, dass gleichzeitig mit uns auch noch viele andere Touristen die Wiener Sehenswürdigkeiten besichtigen wollten. Die Kaiserräume waren rasch erledigt, und im Tierpark durften wir uns danach ohne unsere Lehrer entspannen. Bereits zu diesem Zeitpunkt waren die Füße wie Blei, und die Augen suchten ständig nach bequemen Sitzgelegenheiten. Solche spürten wir anschließend sogar im Technischen Museum auf.
Erst nach dem Abendessen konnten wir die Zimmer beziehen und uns häuslich einrichten. Aber noch einmal mussten wir an diesem Abend das Heim verlassen, denn der Bus brachte uns zum Donauturm, wo wir in 160 m Höhe den Einbruch der Nacht erleben durften. Weil wir danach aus der Sicht der Lehrer noch immer nicht müde genug waren, schleppten sie uns abschließend durch die beleuchtete City. Spaziergang nannten sie diese Quälerei.

Im Heim begann dann die erste Nacht auf Wiener Boden. Vom Licht der Straßenlampen waren die Zimmer hell erleuchtet, wegen der Hitze in den 6- bzw. 8-Bett-Zimmern mussten wir alle Fenster aufreißen, und dadurch wehte uns in den Betten ein lebhafter Wind um die Ohren. So war es nicht verwunderlich, dass nur die wirklich Hartgesottenen unter uns sofort einschlafen konnten. Die Weicheier allerdings lagen noch lange wach, führten Gespräche, hielten die Lehrer auf Trab und liefen immer wieder aufs Klo, weil die Blasen den Saftunmengen nicht standhielten, die wir in der Dunkelheit durch die trockenen Kehlen schütteten. Erst im Morgengrauen entschlummerten die letzten Nachtgespenster. Mit einem satanischen Grinsen kamen aber in aller Herrgottsfrühe die Lehrer in unsere Zimmer gepoltert und rissen uns gnadenlos aus den Träumen.

Der zweite Tag:


Dienstbotenmadonna, Meister Pilgram, Gotik, Flügelaltar, Grabmal, Riesentor, … - diese Schlagworte sind uns noch in Erinnerung, wenn wir an Österreichs Hauptkirche St. Stephan denken, die wir gleich in der Früh besichtigten.

Der Besuch im Museum Moderner Kunst begann dann mit einem Paukenschlag, als der Lift mit einigen von uns stecken blieb. Herr Laher, der ja nicht gerade als Leichtgewicht gilt, hatte noch bequem Platz im Aufzug, als aber Katrin auch noch mitfahren wollte, brachte dies das Fass zum Überlaufen. Der Lift versuchte zwar verzweifelt, die Hürde von drei Stockwerken zu überwinden, dann aber streikte er rüttelnd und gab seinen Geist auf. Erst nach einigen schwülen Minuten, als sich bereits ganz langsam Panik breit machen wollte, wurden wir durch einen Techniker erlöst. Unser MUMOK-Betreuer verwickelte uns dann auf den wackeligen Klappstühlchen in hochgeistige Kunstgespräche und vertiefte uns in die Farbe Blau.
Am Nachmittag blickten wir zuerst vom Nordturm des Stephansdomes auf die City herab.

Danach mussten wir im Parlament den ersten Sicherheits-Check über uns ergehen lassen, bevor uns Herr Dr. Mitterlehner, ein Nationalratsabgeordneter aus dem Bezirk Rohrbach, das im griechischen Stil gebaute Parlamentsgebäude erklärte. Die anschließende Nationalratsdebatte über die Eurofighter verfolgten wir dann von der Galerie aus.
Nach dem Abendessen besuchten wir den berühmten Wiener Eissalon Tichy, wo uns nicht nur das köstliche Eis, sondern auch das Taschengeld zwischen den Fingern zerrann. Im Heim saßen wir schließlich noch bis in die Nacht hinein vor dem Fernseher und verfolgten ein spannendes Fußball-Europacup-Halbfinalspiel.

Der dritte Tag:


Den Mittwochvormittag verbrachten wir auf dem VIA (vienna international airport). In der AUA-Werft betraten die meisten von uns zum ersten Mal ein Flugzeug. Wir durften sogar in der Pilotenkanzel einer Fokker 100 Platz nehmen und fühlten uns wie Flugzeugkapitäne.

Ein zweimaliger Sicherheits-Check zerrte so an den Nerven, dass Almir sogar sein Geldtascherl verlor. Sehr zum Leidwesen der McDonalds-Läden, die an den nächsten Tagen mit ihm kein Geschäft mehr machen konnten. Ein Flughafenbus rollte mit uns über das Vorfeld, und der Fahrer erklärte viele Details über die Flughafen-Stadt.

Am Nachmittag entführte uns eine Betreuerin in der Karlskirche und im Schloss Belvedere in das barocke Wien. Irgendwie schummelten wir uns danach ins Ernst-Happel-Stadion und ins Ferry-Dusika-Radstadion und befriedigten dadurch die Neugier unserer sportbegeisterten Jungs.
Für diesen Abend hatten wir endlich die Lehrer von der Bedeutung des Nichtstuns überzeugt und blieben deshalb im Heim.

Der vierte Tag:


Nach einem Morgenspaziergang durch die Hinterhöfe und Seitengassen der City landeten wir am Donnerstag schließlich in der Hofjagd- und Rüstkammer. Dort erklärte uns ein lustiger Führer die eisernen Anzüge der Ritter und erzählte uns anschaulich, wie sich ein Samurai im fernen Japan kunstgerecht zu töten hatte, wenn es um seine Ehre ging.
Anschließend gewährten uns die Lehrer gnädigerweise einen ausgiebigen Freigang in der Fußgängerzone der Innenstadt. Dadurch wurden wir so müde, dass es am Nachmittag im Planetarium nicht lange dauerte, bis wir im Dunkeln in den weich gepolsterten Stühlen selig schlummerten.
Aber nach dieser Vorstellung wurden wir wieder äußerst aktiv, weil uns die Attraktionen des Praters das letzte Geld aus den Taschen ziehen wollten.
Dann war Verschönerung angesagt. Wir warfen uns in Schale, trugen dicke Schichten Makeup auf, stylten die Haare und änderten unser Benehmen. Ein adretter Haufen von jungen Damen und Herren zog schließlich zum Raimund-Theater, wo wir im Musical „Rebecca“ vom Schloss Manderley träumten.
In der letzten Nacht in Wien konnten wir natürlich unmöglich schlafen, wir hatten uns ja noch so viel zu erzählen. Auch die Lehrer auf den Gängen jagten uns keine Angst mehr ein, und so dauerte es ziemlich lange, bis wir erschöpft einschliefen.

Der fünfte Tag:


Am Freitag schlenderten wir zuerst durch den Naschmarkt, genossen das bunte Angebot an Gemüse und Früchten und ließen den „Duft“ der Fische und Gewürze durch die Nase streichen.
Eine äußerst verständnisvolle Führerin beschränkte sich danach in der Kaisergruft und in der Schatzkammer auf wenige ausgewählte Särge bzw. Schmuckstücke, denn wir waren restlos vollgestopft mit Zahlen, Namen, geschichtlichen Fakten, technischen Eindrücken und lustigen Erlebnissen.
Nach dem Mittagessen verluden wir das Gepäck in die Busse und hatten nur noch den ORF als letzten Programmpunkt zu absolvieren. Wir gingen zuerst durch die Studios und blickten hinter die Kulissen einer Fernsehanstalt. Anschließend versuchten wir uns im Erlebnis-Studio selbst als Kameraleute und Darsteller.

Nachdem wir auch diese Führung hinter uns gebracht hatten, fielen wir zufrieden in die Sitze unseres Busses und ließen uns zuhause abliefern, wo unsere eigenen Betten, Klos, Duschen bereits auf uns warteten. Auch die Eltern waren „überglücklich“, weil wir ja nun wieder daheim waren.