Gespräch mit einer Zeitzeugin Egadem - Beitrag der 1a Klasse

Zum Abschluss des Projektes "Egadem" besuchte uns Frau Erna Gahleitner, die 76-jährige Großmutter von Klemens Neumüller, und ließ ihre Kindheit in der Kriegs- und Nachkriegszeit lebendig werden.

Das haben wir uns von ihren Erzählungen gemerkt:
(Zusammenfassung aus Schülertexten)

Das erste Schuljahr fiel in das letzte Kriegsjahr, endete deshalb im Frühling und musste im kommenden Schuljahr wiederholt werden. Der Schulweg von Gierling nach Rohrbach ging über Berg und Tal, dauerte mehr als eine Stunde und war sehr gefährlich. Ca. 15 Kinder von den umliegenden Höfen gingen gemeinsam zur Schule. Sie suchten immer Deckung, denn Tiefflieger bedrohten sie. Einmal wurden ganz in der Nähe Bomben abgeworfen und sie konnten sich gerade noch in ein Getreidefeld retten, bevor die Tiefflieger zurückkamen und erneut bombardierten. Nachher waren die Kinder tagelang verängstigt.


Zu Kriegsende kamen die amerikanischen Panzer. Die Vibrationen hörte man schon aus mehreren Kilometern Entfernung. Da versteckten sich die Kinder. Die Amerikaner zerlegten Eisenbahngeleise und sprengten die Brücke über die Kleine Mühl bei Hühnergeschrei.

Um spätestens 5:30 Uhr mussten alle Familienmitglieder aufstehen. Täglich hatte Erna zwei Kühe zu melken. Wenn es sich ausging, wurden noch Hausaufgaben erledigt. Am Nachmittag bekam sie dafür keine Erlaubnis, da hieß es gleich nach dem Essen bei der Arbeit am Hof mitzuhelfen.


In der Schule hatten sie einen verständnisvollen Lehrer, Herrn Kurz, den späteren Direktor der HS Rohrbach. Er verzichtete auf die Prügelstrafe und verstand die Späße der Kinder.

 
In der ersten und zweiten Klasse schrieben sie auf Schiefertafeln, erst ab der dritten Klasse gab es Hefte, sogar für jeden Gegenstand eines, was der Vater nicht hätte wissen dürfen. Für die Schule gab es nur ein Kleidungsstück, das eine ganze Woche getragen wurde, denn alles musste händisch gewaschen werden.

Spielsachen wurden keine gekauft. Deshalb fertigten die Mädchen Stoffpuppen an, die Buben bastelten Spielzeug aus Holz. Als einer der Dorfbuben einen richtigen Fußball geschenkt bekam, war das etwas Besonderes.

Im Haushalt wurde alles mit der Hand erledigt. Ernas Mutter besaß drei Schneebesen, mit einem konnte sie in kürzester Zeit einen lockeren Biskuitteig zubereiten.


Früher hatten nur die reichen Leute Kutschen, die anderen fuhren mit Leiterwagen oder ritten auf den Pferden. Man hatte verschiedene Leiterwagen mit beweglichen Vorderachsen. Für die Feldarbeit wurden Ochsen und Pferde eingesetzt. Erna und ihre Geschwister mussten mithelfen, das Gras zu „fassen“.


Später wurde ein Traktor angeschafft und man sagte: „Jetzt ist alles keine Arbeit mehr.“ Sie besaßen einen „Kombidrescher“, den man am Traktor anspannen konnte. Das Getreide floss heraus und man musste sehr schnell sein, es in Säcke zu füllen, zuzubinden und vom Drescher zu werfen.


Erna machte schon bald den Führerschein und bekam bereits im Jahr 1960 ein Auto, einen Fiat 600, den es heute noch gibt (siehe Plakat).

Abschließend sagte Frau Gahleitner:
„Wir haben die größte Umstellung der Arbeits- und Lebensweise mitgemacht, die man sich vorstellen kann.“